Großesel

„Eselrassen sind einfach zu erkennen:
Braune sind Katalanen, Langhaarige Poitous und Weisse Andalusier…“

Nur bei den Großeseln haben sich Rassen herausgebildet, über die ein strenges Zuchtbuch geführt wird. Die Bestände sind gefährdet und hochwertige Zuchttiere werden seltenst abgegeben. Papiere können für die Rassegroßesel auch nur in ihren Heimatländern ausgestellt werden, allein für Poitou-Esel gilt eine Ausnahme.
Beim Eselkauf darf man also misstrauisch werden, wenn man von einem Züchter oder Händler einen „echten Katalanen“ ohne Papiere angeboten bekommt. Ein hoher Preis garantiert hier oft gar nichts! Großesel ohne Papiere können aber nach unserer Satzung in das Stammbuch der IGEM aufgenommen werden und das Prädikat „Deutscher Zuchtesel der IGEM“ erhalten. Mit Hilfe dieses Prädikates, das nach strengen Auswahlkriterien vergeben wird, hofft die IGEM, die Qualität der in Deutschland gezogenen Großesel nachhaltig zu verbessern.

„Großesel sind Arbeitstiere, die können das schon ab …“

Ein gesunder und kräftiger Esel ist tatsächlich stark und ausdauernd und wenn man ihn gut und eselgerecht behandelt, wird er auch schwerere Arbeiten willig ausführen. Das Problem liegt eher darin, dass heutzutage kaum mehr Arbeitsesel oder -mulis gebraucht und daher auch kaum noch gezüchtet werden. Viele Großesel haben einen Senkrücken oder Fehlstellungen der Gliedmaße. Wenn solche Tiere arbeiten, muss man unbedingt darauf achten, dass der Esel nicht überfordert wird oder gar Schmerzen hat. Solche Esel können nie so leistungsfähig sein wie die Artgenossen mit einem harmonischeren Körperbau! (Siehe Abb. 1 und 2)

 „Die Größe der Großesel ist das Besondere an ihnen …“

Schon Afrikanische Wildesel haben eine Körpergröße von 130 – 135 cm, was sie nach Deutschem Standard zu Großeseln macht. Sehr große Tiere müssen ihre Körpergröße leider oft mit Problemen im Körperbau bezahlen. Ein Fohlen stellt an den Züchter hohe Anforderungen, nur wenn er sie erfüllen kann wird es gesund heranwachsen und sein Körperbau harmonisch sein. Beim Kauf eines Großesels sollte man also die Statur insgesamt bewerten, nicht allein das Stockmaß! Ein Esel, der seine Körpergröße hauptsächlich seiner Beinlänge verdankt, hat meist große Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht!

„Einen Esel kann man einfach anspannen und lustig Kutsche fahren …“

Die meisten Esel sind so gutmütig, dass sie sich tatsächlich noch mit
einem einfachen Strick vor ein Gefährt spannen lassen und ihr Bestes geben, es zu ziehen. Wenn einem aber das Wohl seines Tieres am Herzen liegt, muss man auf ein gut passendes Geschirr achten und hier kommt
es bei Großeseln häufiger zu Problemen: Der Platz zwischen Buggelenk und Halsansatz ist für ein Brustblattgeschirr häufig viel zu schmal, das Geschirr drückt dann entweder auf den Hals oder es scheuert am Gelenk.
Gute Kumtgeschirre können einen Ausweg bieten, sind aber leider recht teuer. Hier sind also Einfühlungsvermögen und Fantasie des Eselhalters gefragt.

„Einen Großesel kann man genauso reiten wie ein Pferd …“

In der Eselzucht gab es hauptsächlich das Ziel, ein verlässliches Pack- und Saumtier zu ziehen. Dies spiegelt sich natürlich auch im Temperament unserer Esel wider. Als Packtiere wurden dabei die Großesel selbst oder ihre Maultiernachkommen eingesetzt. Allein in den USA werden Maultiere auch gezielt als Reittiere gezüchtet, dort finden sich sowohl Renn-, Spring- als auch Dressurmulis. Dementsprechend gehören gute Reitesel am häufigsten zur Rasse des American Mammoth; in Europa, und ganz besonders in Deutschland, sind gute Reitesel eine Ausnahme. Generell sollten alle Esel, die zur Arbeit herangezogen werden, eine gute Verbindung zwischen Rücken und Kruppe aufweisen, auch auf eine tiefe Brust und eine gleichmäßige Stellung der Gliedmaßen ist zu achten. Für Reitesel gilt dies besonders. (Siehe Abb.1 und 2)

Abb. 1: so soll’s sein:
kurzer, gerader Rücken;
geschlossene Nierenpartie;
schräge Schulter;
guter Halsansatz;
viel Brust;
kräftige Kruppe

Abb. 2. so bitte nicht:
langer, durchhängender Rücken;
offene Nierenpartie;
zu steile Schulter;
schlechter Halsansatz;
keine Brust;
kurze Kruppe

Doch auch die Suche nach einem passenden Sattel kann sich als schwierig erweisen. Eselrücken sind relativ gerade und der Sattel drückt oft an ganz anderen Stellen als es ein Sattler vom Pferd her gewohnt ist. Auch die im Vergleich zum Pferd steilere Schulter, der schwerere Kopf und der oft sehr langen Rücken sorgen für Unterschiede, die man beim Gymnastizieren und Reiten der Tiere berücksichtigen sollte.