Nachruf für Eselpfarrer Otto Thonhofer

Eselpfarrer Otto Thonhöfer

Eselpfarrer Otto Thonhofer ist friedlich eingeschlafen

Judith Schmidt erinnert sich.

Otto Thonhofer ist den meisten von uns als Eselpfarrer bekannt. Als ich ihn einmal fragte, wie er diese Bezeichnung fände, gab er mir zu verstehen, dass er das gerne höre und sich mit diesem Titel glücklich schätzte.

Otto hatte neben Hund, Katze, Geflügel, Alpakas … natürlich auch Esel auf dem Hof, die er mit Pfarrschwester Regina Dölle liebevoll hegte und pflegte.

Otto war für mich persönlich allerdings mehr als „nur“ unser Eselpfarrer. Vor gut 20 Jahren überlegten mein Mann und ich mit unseren Tieren umzuziehen und uns ganz neu zu orientieren. Auf einem Eseltreffen erzählten wir in abendlicher Runde davon. Otto und Regina schlugen sofort vor, dass wir zu ihnen nach Ebeleben ziehen sollten. Wir besuchten die beiden daraufhin und es wurde ernsthaft darüber nachgedacht, wie man sich zusammentun könne.

Am Ende hat es uns, wie das Leben so spielt, dann nach Belgien verschlagen. Das hat unserer Freundschaft aber keinen Abbruch getan. Eines Tages, ich kam gerade vom Einkaufen nach Hause, parkte ein Wohnmobil auf der anderen Straßenseite, dem ich wenig Beachtung schenkte. Doch als ich die Lebensmittel ins Haus tragen wollte, stiegen plötzlich Otto und Regina aus. Ich machte große Augen. Diese Überraschung war ihnen wirklich gelungen.

Zwischen uns spielte der Glaube keine große Rolle, denn auch wenn Otto Pfarrer war und mein Mann und ich überzeugte Atheisten, stand das unserer Freundschaft nie in Wege.

Weltoffen und voller Initiative, so haben wir Otto kennen und schätzen gelernt. Seine Sicht auf viele Dinge, gewürzt mit einer Prise Humor, hat mir stets gute Gedanken beschert.

Otto Thonhofer erblickte in Olmütz (Tschechien) am 16. Mai 1937 das Licht der Welt.

Bis 1945 wuchs er in Iglau auf und nach dem Abitur, studierte er in Erfurt Philosophie und Theologie. 1963 wurde er zum Priester für das Bistum Würzburg geweiht und 1972 erhielt er auch den Rang des Pfarrers.

In der DDR baute er die katholische Artisten-, Schausteller- und Zirkusmission auf. Ihn verband eine Freundschaft mit Rudolf Probst, dem Eigentümer des größten Privatzirkusses zu DDR-Zeiten und er nahm sich dieser Gruppe an. Das Abhalten von Gottesdiensten in der Manege war eine absolute Neuheit.

2008 trat Otto zwar in den Ruhestand, aber er war weiterhin in der Seelsorge und vor allem für die Artisten, Schausteller und Zirkusleute – sprich das fahrende Volk – aktiv.

Im Mai 2017 waren mein Mann und ich auf seinem 80. Geburtstag, den wir in Ebeleben feierten. 2021 schaffte ich es terminlich leider nicht, doch mein Mann feierte auch seinen 85. Geburtstag mit Otto.

Wir alle, die Otto Thonhofer kennen gelernt haben, werden ihn wohl vermissen. Er wird mir und bestimmt auch allen anderen in guter Erinnerung bleiben.

Text: Judith Schmidt